Bei der Transformation und Umnutzung im Denkmal stellten LXSY ARCHITEKTEN sich die Frage, was die Historie des Gebäudes ist und wie man diese neu interpretieren kann. In Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz sind ausgewählte historische Elemente in den Entwurf mit eingeflossen. Im Zuge der Transformation entstanden zwei Co-Working und Event-Spaces: FULL NODE und SPIELFELD.
Durch eine denkmalgerechte Transformation und Umnutzung des ehemaligen Postamtes Berlin SO 36 in der Skalitzer Straße entsteht ein neuer lebendigen Raum für Innovation. Das freistehende Postgebäude wurde 1927 nach einem Vorentwurf von Postbaurat Jacob nach Plänen und unter Leitung von Oberpostbaurat Fritz Nissle auf einem ehemaligen Exerzierplatz errichtet. Der lange fünfgeschossige Riegel befindet sich an der Hochbahn an der Skalitzer Straße zwischen den U-Bahnhöfen Görlitzer Bahnhof und Schlesisches Tor. Das verklinkerte Backstein-Bauwerk wurde in Stahlbetonskelettbauweise errichtet. Mit seiner aufwendig gestalteten Straßenfront zählt das heutige Baudenkmal zu den herausragenden Postbauten der 1920er Jahre in Berlin. Der breite Mittelrisalit betont nicht nur die Monumentalität des Bauwerks, sondern auch dessen Haupteingang. Die oberen Geschosse des klaren Baukörpers werden durch vertikale Lisenen gegliedert und akzentuiert. Weiße, kleinteilig gesprosste Holzfenster ergänzen das ornamentale Erscheinungsbild. Zackenfriese und ein zurückgesetztes Attikageschoss mit Zinnenbekrönung bilden einen reichhaltig gegliederten baulichen Abschluss. Rückwärtig schließt sich die eingeschossige Schalterhalle mit polygonalem Grundriss an, die nach Plänen von Fritz Borchert reich dekoriert war. Die die Innenausstattung des ehemaligen Postamtes ging infolge von Kriegsschäden und mehrfachen baulichen Überformungen nahezu vollständig verloren. Das Gebäude wird über alle Etagen durch ein Mittelflursystem erschlossen.
Der minimalistische Entwurf des Co-Working und Event-Spaces wahrt den Respekt vor dem Denkmal. Reduzierte Eingriffe und Materialien wertschätzen dabei das Vorhandene. In den Corporate Studios des Spielfeld Digital Hub sowie bei Veranstaltungen in den offenen Café-, Lounge- und Veranstaltungsbereichen experimentieren etablierte Unternehmen und Start-ups Seite an Seite mit dem Thema digitale Transformation. Zonen mit unterschiedlichen Aufenthalts- und Arbeitsmöglichkeiten laden Nutzer dazu ein, sich zu bewegen und zu begegnen. Ein starkes wiederkehrendes Farbschema aus Taubenblau bis Feuerrot sowie ausgewählte Oberflächen und Materialien vervollständigen das reduzierte Erscheinungsbild für zeitgemäßes Arbeiten. Das besondere Augenmerk des Denkmalschutzes in den Räumen des Spielfeld Digital Hub lag auf der ehemaligen, sechseckigen Postschalterhalle sowie der ursprünglichen Farbgebung. Da Veranstaltungen zum Thema Digitalisierung einen Schwerpunkt des neuen Standortes ausmachen, wird dieser neu als Veranstaltungsraum genutzt. Unterteilt in einen Innenraum mit einer klaren Orientierung durch die feste Position einer Bühne sowie umlaufenden Break-Out-Areas für Workshops, die je nach Bedarf durch Vorhänge unterschiedlich zugeteilt werden können, sind flexible Nutzungen möglich.
Das Konzept des Co-Working Space FULL NODE fördert durch vielfältige Zwischenräume die Kommunikation und unterschiedlichen Arbeitsweisen von Blockchain-Unternehmen. Der bereits ursprünglich offene Grundriss des langgestreckten Raumes wird aufgegriffen, um ein zusammenhängendes Raumkontinuum für 100 Arbeitsplätze zu schaffen, das neben einem Gefühl von Großzügigkeit auch Raum gibt für Kommunikation und Ruhe sowie Dynamik und Konzentration. Das Raum-im-Raum-Konzept fügt sich selbstverständlich in die bestehende Struktur ein. Der Versatz von offenen und geschlossenen Räumen ermöglicht eine natürliche Belüftung. Der Low-Tech-Anspruch findet sich außerdem in einem sensiblen Lichtkonzept wieder. Transparente Glaswände und akustische Maßnahmen ermöglichen fokussierte Arbeitsbereiche, während offene Kommunikationsflächen mit Aufenthaltsqualitäten einen schnellen Austausch erlauben. Trotz einer reduzierten Materialwahl ergibt sich eine spielerische räumliche Konstellation, die eine Multikodierung ermöglicht. Die Verbindung aus dem Eingangsbereich mit Empfangstresen mit angeschlossenem Café-Bereich sowie den offenen Workshop-, Event- und diversen Meeting-Räumen in verschiedenen Größen schafft ein funktionierendes System aus Fix und Flex Co-Working-Bereichen.
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