Der Wettbewerbsbeitrag in Zusammenarbeit mit asp Architekten würdigt das bauliche Erbe des DDR-Wohnungsbaus und zeigt, wie serieller Bestand zukunftsfähig weitergedacht werden kann. Im Zentrum steht der respektvolle Umgang mit der vorhandenen Substanz und die konsequente Umsetzung des zirkulären Bauens. Das Gebäude wird als Materiallager verstanden: Bauteile werden sorgfältig rückgebaut, geprüft und in neuer Funktion wiederverwendet. So entsteht aus dem Vertrauten etwas Neues, das die Geschichte des Hauses lesbar hält und zugleich aktuelle Anforderungen an Nachhaltigkeit und Gemeinschaft erfüllt.
Durch den teilweisen Rückbau entsteht eine zentrale Gebäudefuge, die als Herzstück des Projekts fungiert. Hier entstehen auf mehreren Ebenen offene Gemeinschaftsbereiche mit Geschossgärten, die Begegnung und Austausch fördern. In den unteren Geschossen befinden sich der öffentliche Quartierstreff sowie Gemeinschaftsräume der AWO, während die darüberliegenden Etagen ein generationengerechtes Wohnen mit ausgewogenem Verhältnis von Privatheit und Gemeinsamkeit ermöglichen.
Beidseitig ergänzen neue, freitragende Stahlstrukturen das Bestandsgebäude. Sie nehmen Balkone und Laubengänge auf und schaffen geschützte Erschließungszonen, die den Rhythmus der bestehenden Tragstruktur respektieren. Die Dachflächen sowie die Oberseiten der neuen Bauteile werden zur Energiegewinnung durch Photovoltaik genutzt. Die Fassadenelemente und Wetterschalen des Bestands werden als Bodenplatten und Witterungsschutz wiederverwendet – so bleibt der Materialkreislauf geschlossen.
Auch der Freiraum folgt dieser Logik: Wiederverwendete Materialien, barrierefreie Wege und begrünte Aufenthaltsinseln verknüpfen das Gebäude mit der landschaftlichen Promenade „Am Kammweg“. Der vorhandene Baumbestand bleibt erhalten, großflächige Versickerungsbereiche unterstützen die Schwammstadtstrategie.
Die Transformation zeigt, wie aus serieller Typenbauarchitektur ein lebendiger, ressourcenschonender und sozialer Ort entstehen kann, ein Modellprojekt für den Weiterbau des Bestands.