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DER NEUE STÖCKACH

Mit dem Projekt DER NEUE STÖCKACH entsteht nicht nur ein neues Stück Stadt in Stuttgart, sondern auch ein zukunftsweisender Impulsgeber der Quartiersentwicklung. Das Bauvorhaben ist ein Projekt im Rahmen der IBA '27 StadtRegion Stuttgart und soll eine Antwort auf die Frage geben „Wie wollen wir leben?“. Auf dem ehemaligen Betriebsgelände der EnBW mit einer Fläche von etwa 7,25 Hektar sieht der städtebauliche Entwurf der Büros tong+ und Hannes Hörr ein lebendiges, sozial gemischtes und produktives Quartier mit unterschiedlichen Nutzungsarten und Wohntypologien vor, in dem gewohnt, gearbeitet und gemeinsam gelebt wird. Anlässlich der zunehmenden Ressourcenknappheit verpflichtet sich das Konzept des Rahmenplans außerdem der Nachhaltigkeit. Bei den Neubauten wird eine DGNB-Zertifizierung in Platin oder Gold angestrebt.

In Kooperation mit asp Architekten entwickeln wir den Block A, der 76 Wohn- und 6 Gewerbeeinheiten vereint, sowie die beiden Bestandsgebäude G20 und G30. Zusammen mit dem Gebäudeblock E bildet der Block A das Entrée in das neue Quartier. Dessen Herzstück die Bauten G20 und G30 sind. Diese beherbergen nicht nur innovative Quartierstechnik, sondern auch ein Mobility Hub, Coworking, Gewerbe und Gastronomien. Neben den lebendigen Erdgeschossnutzungen erhält das Gebäude G30 mit einer Aufstockung aus Holz einen nachbarschaftlichen Veranstaltungssaal für diverse Nutzungen.

Durch den Rahmenplan sind die städtebaulichen Parameter des Block A, der das starke Gefälle der Topographie aufgreift, bereits festgelegt. Für eine nachhaltige Nachbarschaft stehen kostengünstiger Wohnraum, die Reduktion des Autoverkehrs, ein alternatives Energiekonzept und eine kreislauffähige Bauweise im Vordergrund. Entsprechend der Prinzipien „form follows simplification“ und „form follows availability“ wollen wir einfach und zirkulär bauen. Unter Berücksichtigung der Aspekte von Effizienz, Vereinfachung und Rückbaufähigkeit gilt die Devise, so wenig wie möglich und so viel wie nötig an Ressourcen zu verbrauchen.

In der Planung der Gebäudeteile des Blocks A sowie der Bestandsgebäude G20 und G30 werden die Ansätze des einfachen, zirkulären und ressourcenschonenden Bauens unter Betrachtung des gesamten Lebenszyklus des Gebäudes und dessen Bauteilen verfolgt. Die Vorteile der nachhaltigen Bauweise spielen nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch eine Rolle. Durch den Einsatz von ressourcenschonenden und wiederverwendeten Materialien sowie der Reduzierung und dem Weglassen von Schichten können Kosten reduziert werden, die an anderer Stelle den Einsatz von ökologischen Baumaterialien ermöglichen. Darüber hinaus fördern verschiedene Ansätze die soziale Nachhaltigkeit im Zusammenspiel mit dem Gesamtquartier. Beispielsweise werden für Bewohner:innen und die Nachbarschaft 1-Zimmer-Studio-Apartments angeboten, die flexible Nutzungsszenarien ermöglichen. Mit barrierefreien und rollstuhlgerechten Wohnungen wird der Zugang für Menschen mit Behinderung und altersgerechtes Wohnen ermöglicht und die Diversität im Quartier unterstützt. Zur Förderung der Kommunikation und des Zusammenlebens werden Gemeinschaftsflächen in Form vom Reparaturtreffs, Gemeinschaftsräume und Waschsalons angeboten. Weiterhin gibt es zwei großzügige Dachterrassen mit Urban Gardening zur freien Nutzung für alle Bewohner:innen.

Die Baukörper des Blocks A unterteilt sich in drei Bauteile. A1 und A3 sind als Holzskelettbau auf einem Stahlbetonsockel und A2 als Stahlbetonskelettbau konzipiert. Bei allen drei Gebäudeteilen spielen die Wiederverwendung von Bauteilen, der Einsatz von Recyclaten oder die Nutzung von lokalen, nachwachsenden Rohstoffen eine wesentliche Rolle. Die zentrale architektonische Idee ist die des robusten Rasters mit tragenden Stützen und aussteifenden Treppenhauskernen. Das Rastersystem bietet dabei nicht nur ein festes Grundgerüst, sondern auch viel Flexibilität. Ein hoher Vorfertigungsgrad, zukünftige Nutzungsänderungen und die Wiederverwendung von Elementen werden durch den Gebrauch von gleichen Bauteilen ermöglicht.

Der Gedanke des Rasters wird auch in den Fassaden unterschiedlich interpretiert. Im Gebäudeteil A2, der den Hochpunkt in der Mitte bildet, wird die Rasterstruktur bis nach außen geführt und aus RC-Betonfertigteilen hergestellt. Im Idealfall werden die Verglasungen und Backsteinausfachungen aus dem Rückbaumaterial der Bestandsgebäude gefertigt. Auf diese Weise nimmt die Fassade Bezug auf die bestehende, industrielle Architektur und schafft zugleich eine Neuinterpretation. Entlang der Nord-, Ost- und Südfassade ordnen sich Loggien an, die für einen spannenden Bruch des einheitlichen Fassadenbildes teilweise zweigeschossig angelegt sind. Zur Optimierung der thermischen Hülle liegen diese übereinander.

Die Fassade vom Gebäudeteil A1 ist stark vertikal gegliedert. Die engmaschigen Felder sind mit Hölzern unterschiedlicher Art und Form sowie Fensterelementen gefüllt. Für die Fassadenverkleidung ist recyceltes Holz geplant. Das im Innenhof vorgestellte Grünregal dient nicht nur als Traggerüst der Balkone, sondern auch als Rankhilfe für Pflanzen.

Der Kontrast aus großflächigen Verglasungen der Erdgeschosszone und der flächigen Holzfassade der Wohngeschosse bestimmt das Fassadenbild des Gebäudeteils A3. Vertikale Lamellen überziehen die Hülle und brechen teilweise durch Verschiebungen die gleichmäßige Anordnung der Fensteröffnungen. Neben diesem spannenden Spiel der Fassade kragen Balkone an der Ost- Westseite aus, um den Eingangsplatz und den Innenhof zu beleben.

Das Feld des nachhaltigen Bauens endet nicht bei dem Einsatz von ressourcenschonenden und wiederverwendeten Materialien und Produkten, sondern bezieht auch deren Langlebigkeit mit ein. Die Idee des „Materiallagers der Zukunft“ zieht in Betracht, dass Ressourcen in Zukunft nicht mehr in dem Maße zur Verfügung stehen werden und die Wiederverwendung von Materialien und Bauteilen einen erheblichen Vorteil in der Baubranche spielen wird. Die Flexibilität der Tragstrukturen und Grundrisse sowie der sortenreine Rückbau fördern diesen Gedanken des „Materiallagers der Zukunft“. Außerdem stärkt die Wiederverwendung von Bauteilen aus dem Bestand die Identifikation der Bewohner:innen mit dem Areal. Damit besteht im NEUEN STÖCKACH das Potenzial für einen gewachsenen Stadtteil mit eigener Geschichte und Ästhetik.

ThemaWohnungsbau in zirkulärer Bauweise und Bestandssanierung

KategorieIn Planung

Jahr2023

OrtDE – Stuttgart

BGF15.500 qm

Auftraggeber:in EnBW Energie Baden-Württemberg AG

TeamKim Le Roux, Margit Sichrovsky, Lina Aakeroy, Irene Arrieta Castillo, Laura Pramann

Projektpartner:innen asp Architekten GmbH